Wahrnehmung und der Sinn für die Realität
Es gibt keine absolute Wahrheit oder Realität, diese sind immer subjektiv und hängen ganz wesentlich von unserer sehr individuellen Wahrnehmung ab:
”Du siehst die Welt nicht so wie sie ist, du siehst die Welt so wie du bist.” (Mooji, *1954, ein spiritueller Lehrer der indischen Philosophie Advaita-Vedanta)
Wir vergleichen unsere Wahrnehmung mit unseren bisherigen Erfahrungen und mit dem bereits Erlernten und formen daraus unsere „Realität“ (z.B. über die Form der Erde) und der unterschiedliche Anteil im Rahmen der Wahrnehmung ist dabei absolut verblüffend, denn nur etwa 9% unserer Wirklichkeit entstammt der Wahrnehmung durch unsere Sinnesorgane, die restlichen 91% steuern unsere Erfahrungen bei (das “9/91-Wirklichkeitsdilemma”).
Nach der englischen Autorin Jenny Randles ist aber genau dies „bereits Erlernte“ in Wirklichkeit nur ein „gemeinsamer Standpunkt auf den sich die Menschen mehrheitlich geeinigt haben“, eine „kollektive Meinung“, ein angeblich „gesicherte Konsens“ der als Schulwissen auch unseren Nachfahren in steter und kaum veränderter Form vermittelt wird, ein „Maßstab der Norm“, eine von uns akzeptierte Version der „Realität“.
„Wir leben in einer Phantasiewelt, einer Welt aus Illusionen. Die größte Herausforderung in unserem Leben ist es, die Realität zu finden.“ (Iris Murdoch, anglo-irische Autorin und Philosophin)
“Wir sind jetzt ein Imperium und wir schaffen uns unsere eigene Realität. Wir sind die Akteure der Geschichte und Ihnen, Ihnen allen bleibt nichts anderes übrig, als die Realität zu studieren, die wir geschaffen haben.” (Karl Christian Rove, ehemaliger langjähriger Berater des US-Präsidenten George W. Bush)
Nach einer gebräuchlichen Definition ist Wissenschaft die Gesamtheit des menschlichen Wissens, der menschlichen Erfahrung und Erkenntnis, ein System von allen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten der Welt die uns umgibt, unserer Gesellschaft und der Natur, also auch des Denkens und schließt damit eigentlich ausdrücklich auch all die Richtungen im Denken mit ein, die nicht von einer Mehrheit vertreten werden, denn die Wissenschaft ist ein sich ständig wandelnder Prozess von Theorien, Hypothesen, Verifikationen und Falsifikationen.
Doch wie die oben aufgeführten Zitate beispielhaft erkennen lassen, wird die “Realität” von den Mächtigen der Welt bestimmt, so in den Schulen gelehrt und damit ganz gezielt zur Manipulation der Massen genutzt.
Vor etwa vierhundert Jahre postulierte der Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes eine mechanizistische Trennung von Geist und Materie (res cognitans / res extensa) und seit dieser Zeit tut sich die „etablierte“ Wissenschaft sehr schwer mit allem, was nicht als physisch erfassbare „Realität“ erscheint, seit dem wird der Begriff der Realität immer nur noch mit der Wiederholbarkeit von messbaren Größen mit gleichbleibenden Resultaten verknüpft, nach diesem mechanistischen Weltbild bestimmt die Materie den Geist und nicht umgekehrt.
Erst durch Erkenntnisse der modernen Quantenphysik (Werner Heisenberg) wurde dieses verhärtete Weltbild wieder etwas aufgeweicht, unter anderem konnte Heisenberg logisch herleiten, dass bereits durch das wissenschaftliche Experiment, durch die Messung ein wesentlicher Einfluss auf die Realität erfolgt, ja durch den Experimentator selbst die Realität verändert wird, es also eine eine „echte, absolute“ Realität gar nicht geben kann, die Art und Weise der Problemstellung, der Denkweise des Wissenschaftlers verändert bereits die Ergebnisse des Experimentes, der Geist bestimmt die Materie.
Erst wenn der Wahrheitssuchende dieses Realitätsdilemma (an-)erkennt, ist die Tür geöffnet für eine vorurteilsfreie Betrachtung unserer Welt.
Zusätzlich zum Beobachtereffekt ist aber auch die physische Begrenztheit unserer Sinne eine wesentliche Einflussgröße auf die Art und die Qualität unserer Wahrnehmungen:
Betrachtet man einmal die gesamte Breite des vermutlich vorhandenen Spektrums an Frequenzen, so können wir davon nur einen kleinen Teil mit unseren Augen sehen und einen anderen kleinen Teil mit unseren Ohren hören, der weitaus größte Teil ist für uns ohne technische Hilfsmittel gar nicht wahrnehmbar.
Ultraschall, Infraschall, ultraviolettes und infrarotes Licht, Röntgenstrahlung, UHF, VHF usw. können wir nur mit Hilfe technischer Geräte sicht- bzw. hörbar machen.
D.h., es existiert um uns herum eine riesige Welt aus Teilchen, Energien und Schwingungen die außerhalb der Wahrnehmung unserer wichtigsten Sinnesorgane liegt - und da sprechen wir ernsthaft von „Realität“?! (unser “Wahrnehmungsdilemma”).
Und dann kommt noch ein sehr wichtiges Aspekt hinzu: wenn wir etwas “sehen”, dann gelangen Strahlen, Wellen, Teilchen sichtbaren und nicht-sichtbaren Lichts durch unsere Pupille in das Auge, das Bild was wir als “sichtbares Bild” wahrnehmen entsteht jedoch in unserem Gehirn und ist dabei aber eine Mischung aus den Informationen die in Form eingegangenem Lichts, unserer höchstindividuellen Bewertung und dem Vergleich mit bereits gemachten Sinneseindrücken und gelernten “Fakten” - d.h., Realität ist stets etwas sehr Subjektives.
Auf der Suche nach den Bausteinen des Lebens und des Universums wurden u.a. Mikroskope erfunden und ständig weiter verbessert; betrachtet man Moleküle, so sind diese neben den materiellen Bestandteilen vor allem durch ihre Bindungen charakterisiert, innerhalb der Atome wurden sich bewegende Teilchen „entdeckt“ und zwischen diesen ist … nichts; elektrische Ladungen und Abstände zwischen diesen Teilchen bestimmen über deren Eigenschaften oder weiteren Existenz.
D.h., die wirklich entscheidenden Faktoren sind nicht die materiellen Bestandteile sondern der „leere“ Raum zwischen ihnen, der angefüllt ist mit elektrische Wechselwirkungen, Schwingungen, Frequenzen und Informationen.
Nachdem vor 400 Jahren Descart in der Betrachtung und Bewertung der Welt die Materie strikt vom Geist trennte und die „moderne Wissenschaft“ sich seit dem nur noch auf die Erforschung der materiellen Grundlagen konzentrierte, ist kaum zu erwarten, dass aus dieser Richtung wirklich zielführende Ansichten zur Frage: was ist Realität, was ist Wirklichkeit, wie funktioniert die Welt? kommen werden.
Nun haben die meisten Menschen leider nie gelernt, auf ihre eigene Intuition oder Seele zu hören, stattdessen hören sie lieber auf andere Menschen (Eltern, Erzieher, Lehrer, Dozenten, Wissenschaftler, Vorgesetzte, Politiker und Medien).
Es ist eine der schwersten Aufgaben in unserem Leben, sich und seine eigenen Glaubenssätze in Frage zu stellen, einfach alles in Frage zu stellen und quasi gedanklich noch einmal neu anzufangen.
Das sage ich, der sechs Jahre Naturwissenschaft studierte, für mich ist dies inzwischen nur noch eine Methode, wie man Zusammenhänge untersucht und möglichst vorurteilsfrei (!) Antworten auf Fragen finden kann (!), für das Erlernen dieser Methode bin ich dankbar, sie hat mich befähigt im Laufe der Zeit sehr vieles, inzwischen eigentlich alles, zu hinterfragen.
Allein schon der Gedanke: „warum sollten andere Menschen denn mich (und andere) belügen?“ ist dabei störend und hemmend, es ist wichtig, auch solche Bedenken einmal beiseite zu schieben wenn man sein Bewusstsein wirklich erweitern möchte, wieder lernen möchte, SELBST zu denken und selbst zu sein.